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Mut zur Lücke

Der Rabe schnuppert k.&k.-Luft und erlebt, dass der Mut zur Lücke lebensrettend sein kann.




Mir war wieder einmal danach, in eure Bundeshauptstadt zu fliegen und k.&k.-Luft zu schnuppern. Die dickste Bürokratenluft erwischt man in der Nähe von Ministerien. Alleine der Blick in die drei Meter hohen Räume mit dem Fischgrätparkett – geradezu majestätisch. Am Fenstersims saß eine Taube, vermutlich mit einer Inventarnummer versehen und genau so pragmatisiert wie die Menschen hinter den Fenstern. Wir hatten ein seltsames Gespräch.

Na, Taube, sagte ich, was machen denn die Leute in den Büros so?

Sie schließen Lücken.

Lücken?

Sie weben an einem Paragrafen-Netz, das so dicht ist, damit nichts mehr durchschlüpfen kann.

Aber ... das ist ja unglaublich mühsam. Vor allem für die, welche die vielen Paragrafen anwenden müssen.

Papperlapapp, meinte die Taube.

Und es erstickt jeden Freiraum, jede Selbstverantwortung.

Papperlapapp.

Und macht aus Unternehmern Unterlasser.

Papperlapapp.

Da färbte sich der Himmel Türkis und ein Entbürokratisierungs-Sturm kam auf. Zum Glück gab es in der Fassade eine Lücke, in die man sich ducken konnte.

Komm, Taube, sonst bläst's dich vom Sims! Mut zur Lücke!

Die Taube aber blieb dort, wo sie immer gewesen war, handelte, wie sie immer gehandelt hatte. Weil es für die neue Situation keine Vorschrift gab. Der Sturm riss sie weit, weit fort.

Siehst du, rief ich der Taube nach, das meinte ich. Man kann nicht alles regeln, nicht alles voraus planen.

Sie aber hörte mich schon lange nicht mehr. Euer Rabe



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